Anmerkungen Kapitel IV: Schuld, Sühne, Glaube und die Illusion von der Willensfreiheit

Schuld, Sühne, Glaube und die Illusion von der Willensfreiheit

»Warum ich kein Christ sein will«, Uwe Lehnert

1 Fritz Bauer: Die Schuld im Straf­recht. Erschie­nen im Sam­mel­band Club Vol­taire – Jahr­buch für kri­ti­sche Auf­klä­rung I, hrsg. von Ger­hard Szc­zesny, Szc­zesny Verlag, Mün­chen 1963, S. 114–138.

Szc­zesny, Grün­der der Huma­nis­ti­schen Union, ver­folgte mit diesen Jahr­bü­chern die Absicht, Autoren zu Wort kommen zu lassen, die sich mit ihren Ansich­ten außer­halb der damals vor­herr­schen­den christ­li­chen Vor­stel­lungs­welt beweg­ten. Autoren dieses Sam­mel­ban­des waren u. a. Hans Albert, Alex­an­der Mit­scher­lich, Hans Magnus Enzens­ber­ger, Max Frisch, Martin Walser, Erich Käst­ner, Ludwig Mar­cuse, Karl R. Popper, Karl Steinbuch.

2 Zitiert nach Bauer (1963, S. 118) aus Fried­rich Nietz­sche »Göt­zen­däm­me­rung« und »Willen zur Macht«.

3 Vgl. Bauer, 1963, S. 127 (s. Anm. 1!). Ob man hier davon spre­chen kann, dass sich das »stärkste Motiv« durch­setzt, scheint mir dis­kus­si­ons­wür­dig. Mir scheint die For­mu­lie­rung ange­mes­se­ner, dass sich die Resul­tie­rende aller im Moment wir­ken­der Motive durchsetzt.

4 Müssen die Geis­tes­wis­sen­schaf­ten von der Hirn­for­schung lernen? Eine Kon­tro­verse zwi­schen Prof. Dr. Dr. Ger­hard Roth, Hirn­for­schung, Uni­ver­si­tät Bremen, und Prof. Dr. Klaus Fischer, Phi­lo­so­phie, Uni­ver­si­tät Trier. In: Zeit­schrift For­schung & Lehre, 2001, Heft 11, S. 584–585.

5 Das Mani­fest – Elf füh­rende Neu­ro­wis­sen­schaft­ler über Gegen­wart und Zukunft der Hirn­for­schung. Zeit­schrift Gehirn & Geist, 2004, Heft 6, Verlag Spek­trum der Wis­sen­schaft, S. 30–37.

6 Ger­hard Roth: Denken, Fühlen, Han­deln – Wie das Gehirn unser Ver­hal­ten steu­ert. Suhr­kamp Verlag, Frankfurt/M. 2001, 1. Auf­lage, 489 S., hier S. 437ff.

7 Max-Planck-Gesell­schaft Mün­chen, Pres­se­infor­ma­tion B/2008 (77) vom 13.04.2008. Siehe im Inter­net unter »Ver­öf­fent­li­chun­gen der Max-Planck-Gesellschaft«:
www.mpg.de/562931/pressemitteilung20080409

8 Ben­ja­min Libet: Mind Time. Wie das Gehirn Bewusst­sein pro­du­ziert. Suhr­kamp Verlag, Frankfurt/M. 2005, 298 S.

9 Wie frei ist unser Wille? „Fern­steue­rung“ durch unbe­wusste Hirn­pro­zesse reicht weni­ger weit als gedacht. Inter­net-Wis­sens­ma­ga­zin www.scinexx.de:
www.scinexx.de/wissen-aktuell-19660–2015–12–21.html

Der freie Un-Wille – Hirn­for­schung. In: Der Spie­gel Heft 15/2016, S. 94–96:
www.spiegel.de/spiegel/print/d‑144021694.html

10 Holk Cruse: Ich bin mein Gehirn – Die neu­ro­nale Kon­struk­tion der Frei­heit. In: Frank­fur­ter All­ge­meine Zei­tung, 05.04.2004, S. 31. – In den Jahren 2003 bis 2005 fand im Feuil­le­ton der FAZ eine inten­sive Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Phi­lo­so­phen, Neu­ro­bio­lo­gen, Medi­zi­nern, Psy­cho­lo­gen und Straf­recht­lern zur Frage der Wil­lens­frei­heit statt. Die Streit­ge­sprä­che wurden auf fach­lich hohem Niveau von füh­ren­den Ver­tre­tern der jewei­li­gen Dis­zi­plin und Rich­tung geführt.

11 Ger­hard Roth: Ist der Wille frei? In: Frank­fur­ter All­ge­meine Sonn­tags­zei­tung, 19.01.2003, S. 50. (Anmer­kung: Auch in neu­es­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen ver­tritt Roth nach wie vor diese Auffassung.)

12 Arthur Scho­pen­hauer: Werke in zehn Bänden, Zürich 1977; hier Band VI, Preis­schrift über die Frei­heit des Wil­lens, S. 82. – 1839 und 1840 nahm Scho­pen­hauer mit den Schrif­ten »Über die Frei­heit des Wil­lens« und »Über die Grund­lage der Moral« an Preis­aus­schrei­ben der Däni­schen und Nor­we­gi­schen Sozie­tät der Wis­sen­schaf­ten teil.

13 Modi­fi­ziert zitiert aus: Michael Schmidt-Salo­mon: Können wir wollen, was wir wollen? – Unzeit­ge­mäs­ses zur Theo­rie der Wil­lens­frei­heit. Auf­satz erschie­nen in: Auf­klä­rung und Kritik – Zeit­schrift für huma­nis­ti­sche Phi­lo­so­phie und freies Denken, 1995, Heft 2.

14 Albert Ein­stein: Mein Welt­bild; hrsg. von Carl Seelig, Ull­stein Buch Nr. 65, Berlin 1955, 199 S., hier S. 7.

15 Abra­ham Pais: Ich ver­traue auf Intui­tion. Der andere Albert Ein­stein. Spek­trum Aka­de­mi­scher Verlag, Hei­del­berg 1995, 357 S., hier S. 176.

16 Zeit­schrift »psy­cho­lo­gie heute«, 2000, Heft 9 und 10, die sich anläss­lich des 100. Todes­ta­ges von Fried­rich Nietz­sche in zwei Bei­trä­gen mit dessen Werk, ins­be­son­dere dessen psy­cho­lo­gi­schen und tie­fen­psy­cho­lo­gi­schen Arbei­ten befassten.

17 Eber­hard Scho­cken­hoff in einem Streit­ge­spräch über Wil­lens­frei­heit auf dem Sym­po­sium »turm­der­sinne« in Nürn­berg, Okto­ber 2004. Scho­cken­hoff ist Pro­fes­sor für Moral­theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Frei­burg und u. a. Mit­glied im Natio­na­len Ethikrat.

18 Peter Bieri: Unser Wille ist frei. Auf­satz in »Der Spie­gel«, 2/2005, S. 124–125. Peter Bieri war Pro­fes­sor für Phi­lo­so­phie an der Freien Uni­ver­si­tät Berlin:
www.spiegel.de/spiegel/print/d‑38915680.html

19 Peter Bieri: Das Hand­werk der Frei­heit – Über die Ent­de­ckung des eige­nen Wil­lens. Fischer Taschen­buch Verlag, 2003, 446 S.

20 Auf­fäl­lig ist, dass sich Wolf Singer in den letz­ten Jahren zurück­hal­ten­der äußert in Bezug auf den freien bzw. unfreien Willen. Mir sind ande­rer­seits aber auch keine Äuße­run­gen von ihm bekannt, die seine frü­he­ren klaren dies­be­züg­li­chen Aus­sa­gen zurück­neh­men würden. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass er auf­grund seiner Mit­glied­schaf­ten in der »Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten in Rom« und im »Päpst­li­chen Rat für die Kultur«, neben seinen diver­sen Mit­glied­schaf­ten in deut­schen und euro­päi­schen wis­sen­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen, mit Rück­sicht auf diese ideo­lo­gisch sehr unter­schied­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen, denen er ange­hört, sich mit pro­non­cier­ten öffent­li­chen Äuße­run­gen zurück­hält. Wolf Singer bezeich­net sich als Agnos­ti­ker. 2012 ver­ließ er den Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.

21 In einer Ent­schei­dung des Bun­des­ge­richts­ho­fes, Großer Senat für Straf­sa­chen, vom 18. März 1952. Nach­zu­le­sen in: Ent­schei­dun­gen des BGH in Straf­sa­chen, 7. Band, zitierte Stelle auf Seite 200.

22 Das Hirn trickst das Ich aus – Streit­ge­spräch zwi­schen dem Neu­ro­bio­lo­gen Ger­hard Roth und dem Moral­theo­lo­gen Eber­hard Scho­cken­hoff. Wochen­ma­ga­zin »Der Spie­gel«, 52/2004, S. 116ff:
www.spiegel.de/spiegel/print/d‑38627610.html

23 Ent­nom­men der Zita­ten-Samm­lung von Edgar Dahl: Wer zur Hölle will schon in den Himmel? Ein Bre­vier für Ungläu­bige und solche, die es werden wollen. Book on Demand GmbH, Nor­der­stedt 2010, 155 S.

24 Michael Schmidt-Salo­mon: Jen­seits von Gut und Böse – Warum wir ohne Moral die bes­se­ren Men­schen sind. Pendo Verlag, Mün­chen 2009, 349 S., hier 208ff.

25 Wolf Singer: Ver­schal­tun­gen legen uns fest: Wir soll­ten auf­hö­ren, von Frei­heit zu reden. In: C. Geyer (Hrsg.): Hirn­for­schung und Wil­lens­frei­heit – Zur Deu­tung der neu­es­ten Expe­ri­mente. Suhr­kamp Verlag, Frankfurt/M. 2004, S. 30–65. Bei­trag auch erschie­nen in der »Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung«, Feuil­le­ton vom 08.01.2004, S. 33:
www.faz.net/aktuell/feuilleton/hirnforschung-keiner-kann-anders-als-er-ist-1147780.html

26 »Ein Alp­traum an Kom­ple­xi­tät« – Tele­po­lis im Gespräch mit dem Hirn­for­scher Ger­hard Roth. Tele­po­lis Spe­cial Mensch+, Heft 1, 2012, hier S. 71.

Siehe auch: www.drze.de › Biblio­thek › Neu­erwer­bun­gen. Roth, Ger­hard: Ein Alp­traum an Kom­ple­xi­tät: Tele­po­lis im Gespräch mit dem Hirn­for­scher Ger­hard Roth; [Inter­view], 2012. In: Tele­po­lis. – o. Jg. (2012), H. 1, S. 71–73. Z22.00 TE01 2012.01.

27 Inter­view mit dem Sexu­al­me­di­zi­ner Prof. Dr. Klaus Michael Beier in »Der Spie­gel«, 9/2014, S. 24–26:
www.spiegel.de/spiegel/print/d‑125203160.html

Man beachte dazu auch die For­schungs­ar­bei­ten von Prof. Dr. Boris Schif­fer an der Uni­ver­si­tät Duis­burg-Essen: Neu­ro­nale und neu­ro­ko­gni­tive Dys­funk­tio­nen bei devi­an­tem Sexu­al­ver­hal­ten. Kurz­be­schrei­bung des Pro­jekts hier:
www.uni-due.de/rke-forensik/neuronaleundneurokognitivedysfunktionenbeideviantemsexualverhalten.php

Ver­ständ­lich beschrie­ben in einem Bericht des Maga­zins Stern vom 03.07.2016:
www.stern.de/panorama/wissen/mensch/paedophilie–das-gehirn-tickt-anders-3567900.html

28 Aus einem Bericht von Dr. phil. Dipl.-Psych. Jorge Pon­seti, Sexu­al­me­di­zi­ni­sche For­schungs- und Bera­tungs­stelle im Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Kiel, 21.05.2014.

29 Michel Fried­man: Schuld­lose Ver­ant­wor­tung: Vor­ga­ben der Hirn­for­schung für Ethik und Straf­recht. Verlag Peter Lang, 2010, 234 S.

30 Erbgut und Umwelt sind glei­cher­ma­ßen wich­tig. Ger­hard Roth: Was Kinder prägt – Wie ent­steht Per­sön­lich­keit? Tages­spie­gel, Wis­sen­schafts­teil, 05.06.2015:
www.tagesspiegel.de/wissen/was-kinder-praegt-wie-entsteht-persoenlichkeit/11876126-all.html

31 Fritz Bauer: Die Schuld im Straf­recht. Hier S. 137. Siehe Anm. 1!